Soul Kitchen

München, die nördlichste Stadt Italiens… naja als gebürtiger Regensburger kann ich da nicht ganz so zustimmen und irgendwie behauptet das jede Stadt von sich, sobald sie sowas wie ein „Plaza“ haben. Aber darum soll es heute nicht gehen, sondern vielmehr um Italiens Nationalgericht Pizza. Schaut man sich mal in München um, entdeckt man auch einige Pizzerias, Osterias oder Trattorias. Letzterer Ausdruck wird missbräuchlich genutzt, originär gibt es in einer Trattoria keine Pizza. Egal, weiter im Text.

In München gibt es traditionelle, alt eingesessene und urige italienische Restaurants oder die, die sich neu erfunden haben. Auch hier ist das Spektrum groß, von Restaurants, wo die Gemütlichkeit von piependen und vibrierenden Pagern auseinandergerissen wird, jene die abseits von Wein auch herrliches Craft Beer anbieten, bis hin zu den, die einen tonnenschweren Ofen im Restaurant stehen haben um neapolitanische Pizza anzubieten. Einer davon ist das Soul Kitchen in der Fraunhoferstraße. Seit September 2018 gibt es nun schon das Lokal im schönen Glockenbachviertel und reiht sich super in die auch sonst so lässige Szene ein. Das Konzept des Soul Kitchen ist Pizza Napoletana, welche übrigens im Dezember 2018 von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Aber was macht nun die Pizza aus Neapel so besonders? Kurz gesagt der Teig,  die Zutaten aus der Region Kampanien, die kurze Backzeit von 90 Sekunden im 400° C heißen Steinofen und selbstverständlich die Liebe zur Zubereitung und Qualität. 

Wir sind mal wieder spontan und entscheiden uns nach einem Spaziergang an der Isar für eine Mahlzeit am Gärtnerplatz. Entlang der Frauenhofer Straße kommt uns natürlich viel entgegen, u.a. wieder ein neues vietnamesisches Restaurant oder eines der zahlreichen Cafés, aber angelockt hat uns letztendlich der Geruch frisch gebackener Pizza. Neugierig betreten wir das Restaurant und angenehme Soul Musik kommt uns entgegen. Für einen Sonntagmittag ist es nicht all zu voll und der freundliche Kellner gibt uns gleich einen schönen Platz mit Blick auf die große Theke wo ein eifriger Kollege am Ofen die Kunst des neapolitanischen Pizzabackens zelebriert. Die Speisekarte offenbart uns vier Vorspeisen, vier Salate, zwölf Pizzen sowie zwei Nachspeisen. Eine Tafel hinter uns ergänzt das Angebot noch um die Tageskarte. Das mag jetzt zwar nicht nach sehr viel klingen, aber sämtliche Gerichte lesen sich sehr gut und unterscheiden sich von der sonst so üblichen italienischen Speisekarte. Hier ein kleiner Auszug:

• Vorspeise: Arancini Balls - sind kleine gebratene Reisbällchen, gefüllt mit Fior di Latte Mozzarella, Salami, Parmesan und Safran welche sich gut zum teilen eignen. Auch sehr gut zum teilen ist das lecker fluffige Focaccia Trio - mit bunten Cherrytomaten, Gorgonzola / Olivenpaste, Artischocken, Tropea Zwiebeln / Burrata-Mousse, Avocado.
• Salate: Nussknacker -  mit nicht ganz so italienisch typischen Edamame, Walnüssen, Gorgonzola, Honig, Zwiebeln und Trauben. Für diejenigen die gerne Hähnchen essen, ist bestimmt der folgende Salat die richtige Wahl. Cheeky Chicken -  Babyspinat, Avocado, Basilikum, Bunte Cherrytomaten, Gegrillte Pfirsiche, Pistazien, Radieschen, Hausgemachtes Dressing und Hähnchen. 
• Dessert: Ein bisschen moderner geht es auch bei den Nachspeisen zu und zwar mit einem Lemon Tiramisu -  Löffelbiskuit, Mascarpone, Homemade Limoncello macht das ganze herrlich frisch und eignet sich auch mal für die Espresso Verweigerer im Tiramisu. 

Kommen wir aber nun zum wichtigsten Teil der Speisekarte - der Pizza. Wer hier nur eine gewöhnliche Salami Pizza oder eine klassische Regina Pizza erwartet, liegt falsch, denn auch hier geht es ausgefallen weiter. Am gewöhnlichsten ist noch die Bufalina mit Tomaten, Mozzarella Bufala, Basilikum und Olivenöl.  Aber lest selbst, hier ein paar weitere Beispiele:

• Summer Jam - Fior di Latte Mozzarella, Büffelricotta-Mousse, Zitronenstaub, Himalayasalz, Pistazien und Ingwer
• Peace Maker - Tomate, Bunte Tomaten, Pinienkerne und Basilikum 
• Signora Morta-Della - Fior di Latte Mozzarella, Mortadella, Büffelricotta, Pistazien und grober Pfeffer
• Fantastiv 4 - Tomaten, Mozzarella Bufala, gekochter Schinken, Artischocken und Shiitage Pilze
• All Star - Tomaten, Fior di Latte Mozzarella, Auberginen, Gelbe Zucchini, Süßkartoffel-Creme und Basilikum 

Nicht nur die Namen, sondern auch die Zutaten sind besonders und das schöne daran es klingt wirklich gut und macht Lust auf mehr. Nach kurzer Zeit kommt auch schon die Bedienung wieder und wir entscheiden uns für die All Star und aus der Tageskarte für die Tartufo-Pizza mit Mozzarella und als Extrawunsch Salsiccia Picante, was kein Problem darstellt. Nachdem die Bestellung aufgenommen wurde, schaue ich mir das Lokal etwas näher an. Von der Boazn, die hier vorher zu Hause war erkennt man natürlich nichts mehr. Vielmehr sieht es so aus, als hätten sie nach dem Umbau mittendrin aufgehört, massive Holztische aufgestellt, ein paar alte Lampen aufgehängt und den alten Apothekerschrank für Besteck und sonstige Utensilien umfunktioniert. Klingt zunächst ungemütlich, aber ist so gewollt und verfolgt den zur Zeit so angesagten Industrie-Chic. Alles ist wunderbar aufeinander abgestimmt und mit der richtigen Beleuchtung und dem schönen Holz der Tische wirkt das Ganze auch echt gemütlich. 

Natürlich kommt die Pizza nicht nach 90 Sekunden auf den Tisch, aber trotzdem recht fix steht die Pizza auch schon vor uns. Dampfend steht sie also da, der Geruch ist herrlich und man riecht auch was drauf ist. Sei es der frische Trüffel oder die herrliche duftende Süßkartoffel-Creme in Kombination mit dem Basilikum. Das ganze sieht natürlich auch noch super lecker aus. Kommen wir also nun zum Geschmack. Die Tartufo-Pizza hält was sie verspricht und der frisch gehobelte Trüffel ist nicht zu aufdringlich und schmeckt in Kombination mit der Salsiccia Picante und dem Mozzarella überraschend leicht. Die All-Star Pizza so vollbeladen sie zunächst klingt ist super aufeinander abgestimmt. Die getrockneten gelben Zucchini sorgen für den richtigen Biss und mit der würzigen Aubergine und der sehr leckeren Süßkartoffel-Creme ergibt das Ganze die wohl bisher beste Gemüse-Pizza, die ich bisher gegessen habe. Übrigens kommen die meisten Zutaten erst nach dem Backen auf die Pizza und sorgen somit für die angenehme Frische, der Schuss Olivenöl tut sein übriges. 

Zusammengefasst eine schöne Überraschung! Das Restaurant was zunächst so einfach wirkt sorgt mit seiner ausgefallenen Karte und mit der Liebe zum Detail und der Qualität der Zutaten für ein geschmackvolles Erlebnis. Gerne wieder.